Flüeli-Ranft – Der Kraftort im Zentrum der Schweiz

In der Schweiz liegt nahe Luzern die Gemeinde Sachseln. In ihrer unmittelbaren Nachbarschaft findet sich die Flüeli-Ranft, ein bekannter Kraftort. Die Gegend gilt als geografischer Mittelpunkt der Schweiz. Ihre weltweite Bekanntheit verdankt sie Niklaus von Flüe, der als Bruder Klaus in der Flüeli-Ranft lebte und als bekannter Mystiker in die Geschichte einging.

Gemaltes Porträt des hl. Niklaus von Flüe

Niklaus von Flüe wurde 1417 als Sohn von Heinrich von Flüe und Hemma Ruobert geboren. Er wurde auf einem ansehnlichen Bauernhof gross. Von 1440 bis 1444 war er als Offizier im Alten Zürichkrieg. Danach heiratete er Dorothea Wyss – der Ehe entstammen insgesamt zehn Kinder. Niklaus war ein wohlhabender Bauer und ab ca. 1457 als Vertrauensmann der Pfarrei Sachseln tätig. Fünf Jahre später gehörte er dem Kleinen Rat des Standes Obwalden an und war damit in den höchsten Führungszirkel der politischen Autoritäten seiner Zeit aufgestiegen. Er fungierte als Ratsherr des Kantons und bekleidete ein Richteramt.

1465 legte Niklaus seine politischen Ämter nieder und verliess 1467 am 16. Oktober seine Familie, um auf Wallfahrt zu gehen. Seine Frau hatte ihm ihr Einverständnis gegeben, und er übergab den Hof in die Hände seines zwanzigjährigen Sohnes.

Er wollte zunächst nach Basel, um sich einer Bruderschaft anzuschliessen. Bei Liestal jedoch überkam ihn eine Vision, die ihn zur Umkehr bewegte. Er kehrte nach einem Aufenthalt auf der Alpe Chlisterli an den Ort zurück, der ihm schon in den Visionen seiner Kindheit als für ihn vorgesehene Einsiedelei offenbart wurde: Flüeli-Ranft. Hier lebte er bis zu seinem Tod, nur Minuten von seiner Familie entfernt.

Freunde halfen ihm, eine Kapelle nebst Klause zu errichten. Hier lebte er als Eremit, schlief auf einem Brett und soll während der 19 Jahre seines Einsiedlerdaseins auch nicht gegessen haben, von der Eucharistie abgesehen. Das wurde vom Bischof bestätigt, der eine Untersuchung diesbezüglich angeordnet hatte, und ebenso von der Oberwaldner Regierung. Schon bald strömten Rat suchende zu Bruder Klaus in die Flüeli-Ranft, der als „lebender Heiliger“ verehrt wurde. Er galt als kluger politischer Berater und Seelsorger. 1481 vermittelte er den Frieden beim Stanser Verkommnis zwischen den zerstrittenen eidgenössischen Ständen.

Bruder Klaus verstarb am 21. März 1487 in seiner Einsiedlerzelle in der Flüeli-Ranft.

Eremitenklause Flüeli-Ranft

Seine erste Grabstätte hatte er in der Grabkapelle, an der Westseite des Kirchturms. Die Kapelle in der Flüeli-Ranft ist heute ein Ort für Gebet und Meditation. 1976 wurde ein Zelebrationsaltar in der Sachsler Pfarrkirche errichtet, wo die Gebeine von Bruder Klaus nun ruhen. Bis heute sind auch sein Geburtshaus und der Hof seiner Familie erhalten, und der Weg von Sachseln nach Flüeli-Ranft gilt als Meditationsweg, den man auch mit mobilen Tonträgern mit Musik und Text begehen kann (erhältlich im Kiosk Paxmontana in Flüeli-Ranft und im Buchladen Libretto in Sachseln).

Niklaus gilt als einer der letzten grossen Mystiker des Mittelalters. Mittelpunkt seiner Betrachtungen war das Leiden Jesu sowie die Dreieinigkeit. Ein bekanntes Meditationsmotiv geht auf ihn zurück: Das Radbild. Es zeigt in der Mitte Christus mit der Dornenkrone, sechs Radspeichen gehen davon aus. In den Zwischenräumen stellen sechs Medaillons Szenen biblischer Heilsgeschichte dar.

Flüeli-Ranft Kapelle

Die Eremitenklause von Bruder Klaus gilt heute ebenso wie die Kapelle in der Flüeli-Ranft als Kraftort – ein spiritueller Platz, der abhängig vom individuellen Empfinden des Besuchers als erholsam, energetisierend und wohltuend erlebt wird.