Einsiedelei St. Verena
Immer mehr Menschen suchen heutzutage einen Fluchtort, an dem sie Ruhe vor der ewigen Hektik, dem Bürostress und der zunehmenden Beschleunigung des Lebens finden können. Statt ständig erreichbar zu sein, geben sie ihr Leben für eine gewisse Zeit an der Pforte eines Klosters ab und finden wieder zu sich selbst.
So ein Kraftort ist auch die Einsiedelei St. Verena, eine Eremitage nahe Solothurn. Sie liegt in dem nach ihr benannten Tal und bietet einen Meditationsweg mit 12 Stationen. Eine der beiden Kapellen auf dem Gelände der Einsiedelei St. Verena hat historische Bausubstanz, die aus dem 12. Jahrhundert stammt. Tatsächlich lebt seit 2009 eine Eremitin namens Schwester Verena in der Einsiedelei St. Verena. Zuvor lebte ein männlicher Einsiedler hier. Beide profitierten von der Jahrhunderte alten Tradition, dank derer die Gemeinde Solothurn für den Lebensunterhalt von hier lebenden Einsiedlern aufkommt.
Wie jeder Kraftort auf Erden, zieht auch die Einsiedelei St. Verena Menschen an, die Stille suchen. In der Kapelle St. Martin, der Magdalenen-Grotte oder der Verenakapelle verspürt man jene Stimmung, die einem durch das moderne Leben zunehmend verloren geht. Die Sehenswürdigkeiten vor Ort erlauben den Rückbezug auf das, was wesentlich ist im Leben. Ein Kraftort wie die Einsiedelei St. Verena gibt einem das Wissen zurück, dass es ausser dem Geld verdienen und Funktionieren noch andere Alternativen gibt. Anhand des Meditationsweges in der Nähe der Einsiedelei St. Verena kann man dem Kraftort eine persönliche Lösung entlocken. Möglicherweise bedürfen wir heute des Trostes, den Religion spenden kann, viel mehr als wir ahnen. Man muss nicht erst eine grosse Wallfahrt auf dem Jakobsweg beginnen, sondern kann auch nahe der Einsiedelei St. Verena zu sich selbst zurück finden.
Der Kreuzweg nahe Solothurn wurde schon 1613 angelegt, verfiel aber im Laufe der Zeit. Es ist der Gesellschaft der Einsiedelei St. Verena zu verdanken, dass er heute wieder gepflegt wird. Auf diesem Kreuz- und Meditationsweg nahe der Einsiedelei St. Verena hat man Gelegenheit, den Solothurner Kraftort für sich zu nutzen. Seine Stationen haben auch mit unserem heutigen Leben etwas zu tun. Man muss kein Katholik sein, um das eigene Leben meditierend neu zu betrachten. Die Solothurner „Kirche im Wald“ in der Nähe der Einsiedelei St. Verena ist eine Möglichkeit, sich selbst in eine andere Beziehung zur Welt des Mammons und der ständigen Erreichbarkeit zu setzen und zu spüren, welche Energien einem ein Kraftort wie dieser vermitteln kann.
In jedem Leben bieten sich Rückzugmöglichkeiten und Energietankstellen. Mensch muss nicht alles mitmachen, nur weil es geht – oder weil alle es tun. Stattdessen darf man sich erlauben, gelegentlich andere Wege zu gehen. Der wichtigste Weg ist der Weg nach innen, wie alle Weisen dieser Welt erkannt haben. Ob er zu Gott führt oder nicht, ist bei jedem verschieden. Der Besuch der Einsiedelei im Verena-Tal bietet so oder so genug Möglichkeiten, die Schönheit und Tragödie des menschlichen Lebens zu begreifen. Indem wir die Gelegenheit nutzen, einmal Abstand von allem zu nehmen, was uns täglich umgibt, rücken wir vielleicht manches, was aus dem Lot geraten ist, in der Perspektive zurecht…
Leider regt die Beschreibung dieses Kraftortes nicht den Wunsch an, diesen Ort zu besuchen. Aber ich werde diesen Ort trotzdem besuchen.