Augusta Raurica
Als die Römer die heutige Schweiz in Besitz nahmen, kamen sie nicht nur als Soldaten und Eroberer, sondern auch, um sich hier niederzulassen. Sie betrieben Handel und Landwirtschaft und gründeten zu diesem Zweck zahlreiche Dörfer und Städte. Wie schon die Kelten vor ihnen, wählten sie für eine neue Ansiedlung oft einen besonderen Kraftort aus. Eine dieser römischen Siedlungen, die noch heute eine ganz eigene Aura hat, ist Augusta Raurica.
Augusta Raurica ist eine der ältesten bekannten römischen Kolonien auf Schweizer Gebiet.
Bereits 44 v.Chr. wurde es unter Caesar als Colonia Raurica gegründet. Obwohl das Hochrheingebiet um das heutige Basel bereits seit der Steinzeit zu den am dichtesten besiedelten Landschaften Europas gehörte und die keltischen Rauriker, die der Kolonie ihren Namen gaben schon lange vor Ankunft der Römer hier ansässig waren, ist keine Vorbesiedlung des Ortes bekannt. Systematisch ausgebaut wurde die neue Stadt dann seit der Zeitenwende, als der römische Kaiser Augustus die Sicherung und Befestigung der neu eroberten keltischen und germanischen Gebiete vorantrieb. Von ihm erhielt sie dann auch den Namensteil „Augusta“, was die „Erhabene“ bedeutet. Und erhaben war Augusta Raurica durchaus, denn in ihrer Blütezeit hatte sie bis zu 15000 Einwohner und stellte ein starkes Wirtschaftszentrum in der Region dar.
Wie bei vielen anderen Kraftorten wirkten sich die hier konzentrierten Energien nicht nur auf die Seele der Menschen aus, sondern auch auf ihre Schaffenskraft. Besonders bekannt war Augusta Raurica in dieser Zeit für den hervorragenden Schinken und Speck, den sie bis in weit entfernte Teile des Römischen Reichs exportierten. Aber auch die Kultur kam nicht zu kurz, wie man noch heute an dem Theater und dem Amphitheater ersehen kann. Als wäre das Schicksal Augusta Rauricas für immer mit dem Römischen Reich verbunden, zerstörte in der Mitte des dritten Jahrhunderts n. Chr. ein Erdbeben die Siedlung, kurz bevor mit den Einfällen der Alemannen eine neue Zeit begann. Während der nachfolgenden Jahrhunderte blieben weite Teile der einst so glanzvollen Stadt unbewohnt, und die Siedlung zerfiel in zwei Siedlungen, Augst und Kaiseraugst.
Vielleicht spürten die Menschen, dass dieser Kraftort mit den Römern verbunden war und nicht in das neue Zeitalter gehörte. Für die Archäologie war das ein ungeheurer Glücksfall, da die römischen Ruinen in Augusta Raurica deshalb nicht durch spätere Bebauung zerstört wurden. Heute gilt Augusta Raurica als die am besten erhaltene Römerstadt nördlich der Alpen.
Das Zentrum des antiken Augusta Raurica liegt auf einer spitz zulaufenden Hochfläche am Zusammenfluss der Ergolz und des Violenbach. Innerhalb dieses natürlichen Dreiecks überschneiden sich verschiedene Kraftlinien, denen die römischen Stadtplaner bei der Anlage der rechtwinklig miteinander verbundenen Strassen folgten. An den Knotenpunkten befinden sich die wichtigsten Gebäude der Stadt, insbesondere der Tempel des Göttervaters Jupiter. Noch heute ist dies ein wichtiger Kraftort, aber auch in dem hervorragend erhaltenen Theater kann man spüren, wie nahe uns die Vergangenheit an solchen Plätzen ist. In Augusta Raurica haben über eine lange Zeit hinweg Menschen gelebt, die uns ähnlicher waren, als wir mit unseren Handys und Computern meinen mögen, und wenn man mit wachen Sinnen die Atmosphäre eines solchen Kraftorts auf sich einwirken lässt, wird einem deutlich bewusst, wie oberflächlich unser heutiges Leben oftmals ist.
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