Machu Piccu
Aguas Calientes, Peru
Wer das Glück hatte, Machu Picchu schon einmal aus der Nähe zu erleben, weiss um die energetische Ausstrahlung dieses einmaligen Ortes. Der junge Archäologe, Hiram Bingham, Absolvent der renommierten Yale-Universität, glaubte zu träumen, als er im Juli 1911 nach langem Marsch dieses Wunderwerk entdeckte. Auf einer schwankenden Hängebrücke hatte er zuvor mit einer kleinen Gruppe den Urubamba überquert und danach den steilen Berghang erklommen. Dort blickte er auf die Überreste einer Kultur, die bis zum heutigen Tag Menschen in aller Welt in Staunen versetzen.
Machu Picchu – Ein Gedicht aus Stein
Ein Gedicht aus Stein, eingerahmt von dem grünen Kranz der umliegenden Berge und dem schneeweissen Panorama der Andengletscher. 1983 von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Dieses grossartige Machu Picchu haben uns die Inkas überlassen. Bis heute wird gerätselt, weshalb sie dieses Bauwerk errichteten. Die Mühen und Strapazen, die das Volk dabei auf sich nahm, müssen unbeschreiblich gewesen sein. Die mächtigen Bauten der Inkas sind mit einfachstem Werkzeug geschaffen worden. Die gewaltigen Steinblöcke stammen aus einem etwa 500 Meter tiefer gelegenen Steinbruch.
Wie schafften es die Inkas, die bis zu 20 Tonnen schweren Quader empor zu hieven? Dabei sind die Quader ohne Mörtel so präzise zusammengefügt, dass sich nicht einmal eine Messerklinge dazwischen schieben lässt. Vergleiche mit den um 2600 v. Chr. gebauten Pyramiden in Ägypten werden laut. Gibt es über die Zeitlinie hinaus zumindest eine Art gleicher spiritueller Kraftquelle? Kann ein Kraftort den Geist beflügeln und zu äusserster Kreativität anregen – somit auch die schwierigsten Aufgaben lösen? Es scheint fast so.
Doch ein Kraftort ist auch ein Platz zur inneren Einkehr. In dieser weltabgeschiedenen Hochgebirgslandschaft waren die Priester des Sonnenreiches ihren am Himmel thronenden Göttern näher als irgendwo sonst. Zugleich dient ein Kraftort dem Rückzug. Beim Anblick dieses Nestes der Geborgenheit, dieser uneinnehmbaren Festung, drängt sich einem der Gedanke auf, dass die Inkas hier Schutz suchten. Schutz vor der Grausamkeit und Gier der spanischen Eroberer. Hatte doch das zahlenmässig überlegene Volk der Inkas gegen die kriegerische Ausrüstung der „Conquistadores“ keine Chance. Nicht einmal Pferde waren den Inkas zur damaligen Zeit bekannt. Am Kraftort Machu Picchu stärkten sie sich und zogen von dort aus mutig gegen die Eindringlinge in den aussichtslosen Kampf.
Ein Reisender der Gegenwart sollte gut bei Kondition sein. Wer die ganze Stadt durchstreifen will, muss über dreitausend Stufen hinauf- und hinuntersteigen. Die „Sonnensöhne“ haben die Anlage so errichtet, dass jedes Gebäude auf einer anderen Höhe liegt. Deshalb mussten die Häuser durch Treppen verbunden werden. Mehr als hundert solcher Freitreppen haben sich bis zum heutigen Tag in Machu Picchu erhalten. Mittelpunkt der Inka-Stadt ist der heilige Tempelbezirk. Hier im Zentrum steht die in den Fels gehauene Sonnenwarte von Machu Picchu – die Intihuatana. An diesem Kraftort scheint sich die Energie des gesamten Areals zu bündeln. Man sollte den Inkas so viel Respekt zollen und es sich verkneifen, den Sonnenstein anzufassen. Es reicht vollkommen aus, die Arme über ihm auszubreiten, um seine energetische Wirkung in sich aufzunehmen.
Eine weitere Inspirationsquelle in Machu Picchu lässt sich auf dem Felsboden des Sonnentempels finden. Aus einer Skulptur blicken einem die Augen der Pachamama (Mutter Erde) entgegen. Für die Völker der Anden ist sie die personifizierte Mutter Erde, die schützt, nährt und zu ritueller Kommunikation fähig ist. Die Pachamama ist Mittlerin zwischen Oberwelt und Unterwelt. Sie ist weiblich als auch männlich. Machu Picchu ist ein perfekter Kraftort für beide Geschlechter.